Unkraut abbrennen - gefährliche Grünpflege

Auf der Terrasse, der Garagenauffahrt oder dem Gehweg vor dem Haus: Unkraut bildet sich immer wieder regelmäßig und genauso oft nehmen Sie wahrscheinlich den Kampf gegen das wuchernde Grünzeug auf. Der Griff zum Unkrautvernichter ist zwar naheliegend, aber verboten. Einzige Möglichkeiten sind noch das Unkraut abbrennen oder anstrengende Handarbeit mit dem Fugenkratzer.
Kaum jemand möchte sich mit dem Fugenkratzer kniend vorwärtsbewegen, um das Unkraut aus den Fugen der Terrasse zu entfernen. Da ist der Griff zur Gasflasche mit dem Unkrautbrenner in vielen Fälle das probateste Mittel, um den Grünzeug den Kampf anzusagen. Dabei kann aber auch eine Mange schiefgehen. Deshalb ist beim Unkraut abbrennen erhöhte Aufmerksamkeit gefragt.
Warum ist Unkrautvernichter verboten?
Unkraut wächst in allen Fugen und Ecken, wo es teilweise für Fugenkratzer oder Unkrauthacke nicht erreichbar ist. Da liegt der Gedanke nahe, dem Unkraut mir der chemischen Keule auf den Leib zu rücken. Das ist nach dem Pflanzenschutzgesetz verboten. Die Ablagerungen des Unkrautvernichters werden beim Abspritzen mit dem Gartenschlauch oder auch bei Regen in den nächsten Gully gespült. Dabei können Bodenorganismen die Wirkstoffe nicht in ihre ungefährlichen Bestandteile zerlegen und mit den Bestandteilen sind die Klärwerke überfordert. Wer dabei erwischt wird, zahlt bis zu 50.000 Euro Strafe.
Wie funktionieren Unkrautbrenner?
Vorweg sei gesagt: Unkrautbrenner sind erlaubt, aber nicht immer von Vorteil für die Umwelt. Vor allem dann, wenn Sie das Unkraut mit Propangas abbrennen. Das gilt auch für Unkrautbrenner, die mit Strom betrieben werden. Der kommt ja nicht einfach so aus der Steckdose. Beide Methoden sind aber dennoch erlaubt.
- Abflammgeräte heizen Unkraut in Fugen und Beeten auf mehr als 650 Grad auf
- Das kann mit Gasflamme oder mit elektrisch erzeugter Hitzestrahlung erfolgen
- Unkraut wird nicht komplett verbrannt, sondern schockerhitzt
- Eiweiße gerinnen, die Pflanzenzellen platzen und laufen aus
- Die Unkrautpflanze vertrocknet nach ein paar Tagen
Unkrautbrenner, die mit Strom betrieben werden, ähneln im Grunde genommen dem Gasbrenner. Der Unterschied ist, dass diese am Ende des Stabes eine Kammer haben, die extrem heiße Luft ausströmen lässt. Da diese aber nicht so heiß ist wie eine Gasflamme, müssen Sie hier etwas länger auf das Unkraut einwirken. Dafür ist der Betrieb relativ einfach: Per Knopfdruck erzeugen die Geräte mit einer Leistung von rund 2.000 Watt sofort Hitze und bilden keine Flamme.
Wenn Sie mit dem Gasbrenner Unkraut abbrennen, können Sie dafür eine handelsübliche Propangasflasche benutzen mit einem handelsüblichen Gasbrenner. Der Vorteil dabei ist gegenüber dem Strombrenner, dass Sie nicht großartig Kabel verlegen müssen. Die Gasflasche mit dem Brenner ist stationär unabhängig. Allerdings ist dabei aufgrund der Flammenbildung höchste Vorsicht angesagt.
Wichtig: Wenn Sie mit Propangas Unkraut abbrennen, müssen Sie auf Ihre Umgebung achten. Nicht selten sind dabei schon Hecken in Brand geraten, dabei kann sich das Feuer ohne Weiteres auch auf Gebäudeteile ausdehnen.
Hier von unserer Seite noch ein klarer Hinweis zum Versicherungsschutz: Zwar leistet die Gebäudeversicherung, wenn es beim Verbrennen von Unkraut zu einem Feuer am Haus kommt. Das aber nur, wenn Sie eine Gebäudeversicherung haben, die auf dem neuesten Stand ist. Ansonsten könnte wegen der groben Fahrlässigkeit die Leistung deutlich eingeschränkt sein.
Urteil zur Gebäudeversicherung: Schäden durch Abflammen nicht immer versichert!
Bei Windstärke 5 hat ein Hauseigentümer das Unkraut in den Pflasterfugen mit einem Brenner bearbeitet. Dabei ging eine Hecke mit Lebensbäumen in Flammen auf und das Feuer griff auf das Haus über. Der Schaden lag bei etwa 150.000 Euro. Die Gebäudeversicherung kürzte den Schadenersatz wegen grober Fahrlässigkeit um 30 Prozent. Das wurde durch das Oberlandesgericht Hamm bestätigt (OLG Hamm, Az. 8 U203/17), die Klage des Hauseigentümers abgewiesen.
Sicherheit geht beim Gasbrenner vor!
Wenn Sie mit der Gasflasche Unkraut abbrennen, müssen Sie mit Vorsicht vorgehen. Nicht nur, dass Gegenstände in der Umgebung in Brand geraten können, auch Sie könnten Verletzungen davontragen. Immerhin dient ein solcher Brenner ja auch dazu, einen Grill anzuzünden:
- Halten Sie ausreichend Abstand zu Hecken oder Sträuchern
- Entfernen Sie trockenes Gras oder kleine Zweige aus dem Bereich, den Sie bearbeiten
- Tragen Sie unbedingt geschlossenes Schuhwerk – zum Schutz gegen Hitzestrahlung an den Füßen
- Ebenso sollten Sie eine lange Hose tragen, die Sie vor Verbrennungen durch die Hitzestrahlung schützt
Können Sie auch im Beet Unkraut abbrennen?
Es ist ohne Weiteres möglich, Brenner gegen das Unkraut auch in Beeten einzusetzen. Allerdings ist dabei Vorsicht und Feingefühl geboten. Die umliegenden Pflanzen können durch die Flamme, wenn Sie den Brenner zu nah daranhalten, dauerhaft geschädigt werden. Das passiert bereits ab Temperaturen von etwa 50 Grad. Wenn Sie nun mit dem Gasbrenner das Unkraut im Beet bearbeiten, können Sie sich ausrechnen, dass die Hitzestrahlung schnell zu Schäden führen kann. Halten Sie daher unbedingt einen Abstand von 10 bis 15 Zentimetern zu anderen Pflanzen ein.
Wichtig ist obendrein noch: In den Beeten sind oft nützliche Kleinstlebewesen wie Würmer unterwegs. Diese können Sie bei unsachgemäßer Handhabung abtöten. Verwenden Sie den Brenner für das Unkraut nur an heißen Tagen. Da ziehen sich diese Nützlinge tief ins Beet zurück und können durch die Oberflächenflamme nicht geschädigt werden.
Wie setzen Sie Unkrautbrenner am effektivsten ein?
Unkrautbrenner entwickeln, egal ob nun mit Strom oder Gas, Temperaturen von 600 Grad bis 1.000 Grad. Damit sind sie von der Wirkungsweise her thermische Unkrauthacken. Es ist also normal, dass nach dem Abbrennen von Unkraut irgendwann die Wuchskraft neues Unkraut aus dem Boden schießen lässt. Die Wurzeln bleiben ja intakt. Sie müssen also wie beim Unkrautzupfen regelmäßig wieder mit dem Brenner ran.
Unkraut abbrennen funktioniert am besten in der warmen Jahreszeit. Das trockene Wetter führt dazu, dass das Unkraut bereits geschwächt ist und dieser vertrocknete Zustand bis in die Tiefe der Wurzeln hineinragt. Damit kann das Unkraut nicht nur an der Oberfläche, sondern auch weit bis zu den Wurzeln abgebrannt werden.
Bei feuchter Witterung jedoch ist die Wirkungsweise von kürzerer Dauer, da die Feuchtigkeit die Hitzestrahlung durchaus mindern kann. Warten Sie auch nicht darauf, bis das Unkraut reichlich Blätter bildet. Denn diese wirken wie eine Art Schutzschild und Sie erreichen die Fugen mit dem Brenner nicht mit der gewünschten Energie.
Wie gehen Sie beim Unkraut abbrennen richtig vor?
Offenes Feuer stellt immer eine Gefahr dar. Deshalb müssen Sie ein paar Vorbereitungen treffen, um sicher arbeiten zu können. Dazu gehört einerseits eine sichere Kleidung, also lange Hose, festes Schuhwerk und auch eine Schutzbrille. Wählen Sie einen Tag aus, der trocken ist. Sonst ist der Energieaufwand zu hoch.
- Befreien Sie zunächst die gesamte Fläche von Schmutz, herabgefallenen Blättern oder trockenen Zweigen.
- Entfernen Sie aus dem Umfeld alle feuergefährdeten Gegenstände, wie zum Beispiel Gartenmöbel.
- Überprüfen Sie alle Anschlüsse an der Gasflasche und am Gasbrenner, damit kein unkontrollierter Gasaustritt erfolgen kann.
- Beginnen Sie mit dem Abbrennen an einem Ende der Fläche und stellen Sie die Gasflasche abseits ab.
- Führen Sie die Flamme immer gezielt entlang der Fugen.
- Versetzen Sie je nach Fortschritt die Gasflasche, damit der Schlauch nicht gespannt wird und die Gasflasche nicht umkippen kann.
- Entfernen Sie nach dem Abbrennen alle Pflanzenreste mit einem kräftigen Besen.
Viele Pflanzen und Gräser sind widerstandsfähig. Es ist also möglich, dass diese nach dem Abfackeln noch einmal austreiben. Dann wiederholen Sie an der betroffenen Fläche das Prozedere. Dadurch werden die Triebe so geschwächt, dass Sie das Unkraut nur noch etwa alle paar Monate entfernen müssen.
Unser Fazit zum Unkraut abbrennen
Das Abflammen von Unkraut ist nach dem Pflanzenschutzgesetz erlaubt. Zudem ist es gegenüber anderen Methoden rückenschonend und weniger anstrengend. Allerdings geht damit auch ein Risiko einher: Durch falsche Handhabung kann es schnell zu unkontrollierten Bränden und damit verbunden zu hohen Schäden kommen.