Pfusch am Bau - wie schützen Sie sich dagegen?

Immer mehr Menschen wollen sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen. Die Nachfrage bei Baubetrieben ist hoch, auf der anderen Seite sind Fachkräfte knapp. Der Druck auf der Baubranche kann dazu führen, dass es zu vermehrten Baumängeln kommt. Pfusch am Bau entsteht nicht nur durch Materialschäden, sondern auch durch mangelhafte Handwerksleistungen.
Fehler geschehen nicht nur während der Bauphase, sondern auch bereits bei der Planung. Die Vorbereitung des Rohbaus kann durch Pfusch am Bau genauso betroffen sein wie das Eindecken des Daches oder die Elektroinstallation.
Wer ist verantwortlich für Pfusch am Bau?
In den meisten Fällen sind Baumängel bereits während der Bauphase zu sehen oder spätestens bei der Bauabnahme. Lassen Sie sich hierbei von Fachleuten unterstützen und nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür. Ist die Bauabnahme einmal erfolgt, sind Sie allein sind für Ihr Haus verantwortlich und nicht das Bauunternehmen.
Verantwortlich für den Pfusch am Bau ist immer das Unternehmen, das einen Fehler verursacht. Ebenso können stockende Arbeiten zu einem Mangel führen, für den Sie Schadenersatzansprüche geltend machen können.
Auf den Punkt gebracht bedeutet das konkret:
- Es ist immer das Gewerk oder der Betrieb verantwortlich, der den Baumangel verursacht hat
- Bei einer Abweichung von vereinbarten Leistungen ist ein Baumangel gegeben. Auch wenn dadurch kein Schaden entsteht
- Dokumentieren Sie jeden Mangel und reklamieren Sie diesen sofort
Ein Baumangel ist also eine Abweichung von vertraglichen Leistungen. Daneben kann es auch zu einem Bauschaden kommen. Das ist der Fall, wenn beispielsweise bei einem Sturm der frisch aufgebaute Dachstuhl beschädigt wird. Dabei handelt es sich nicht um Pfusch am Bau. Versichern können Sie sich gegen Bauschäden aber mit der Bauleistungsversicherung. Vor allem diese Bauschäden können den Verlauf des Bauvorhabens sowohl zeitlich als auch finanziell massiv gefährden.
Häufige Ursachen für Pfusch am Bau sind:
- unübersichtliche Arbeiten durch gleichzeitig tätige Gewerke auf der Baustelle
- Arbeitskräfte mit fehlender Ausbildung bedingt durch Fachkräftemangel
- komplexe Arbeiten beim nachhaltigen Bauen, die durch fehlende Erfahrung zu Baumängeln führen
Es gilt die Regel: Wenn das Bauvorhaben noch nicht abgenommen ist, dann trägt der Auftragnehmer, also das Bauunternehmen, oder beteiligte Gewerke die Beweispflicht für die Mängelfreiheit. Nach der Bauabnahme wird es schwierig, Baumängel geltend zu machen, da Sie nun in der Beweispflicht liegen. Pfusch am Bau, der erst bei Bezug des Hauses zutage kommt, kann also zu einem großen Problem für Sie werden.
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Gebäudeversicherung
Wer haftet für Schäden auf der Baustelle?
Nicht nur Baupfusch kann zu einem Problem werden, sondern auch Nachlässigkeiten auf der Baustelle – egal ob durch Bauarbeiter oder Helfer aus dem Freundeskreis verursacht. Kommt es zu einem Schaden, stehen Sie in der Haftung gegenüber dem Geschädigten. Sichern Sie sich finanziell gegen dieses Risiko mit einer Bauherrenhaftpflicht ab . Bei einem größeren Schadenersatzanspruch kann es passieren, dass Ihr Bauvorhaben wirtschaftlich gefährdet ist.
Beispiel: Einer Ihrer Freunde unterstützt Sie bei Malerarbeiten. Dabei stürzt er von einer nicht mehr standsicheren Leiter und verletzt sich schwer. Für den Arbeitsausfall stellt sein Arbeitgeber Schadensersatzforderungen, die Krankenkasse verlangt die Kosten der Heilbehandlung zurück.
Mit diesen Versicherungen können Sie Ihr Bauvorhaben schützen:
Bauleistungsversicherung
Dabei handelt es sich um eine Art Vollkaskoversicherung für Ihr Bauvorhaben. Die Bauleistungsversicherung deckt Schäden durch Unwetter, Vandalismus und viele andere Risiken ab.
Feuer-Rohbauversicherung
Feuer im Rohbau - der Albtraum für Hausbauer und nicht mal abwegig. Ein Defekt in der Elektrik reicht aus, um ein Feuer auszulösen. Dagegen schützt die Feuerrohbauversicherung.
Bauherrenhaftpflicht
Die unerlässliche Absicherung für wenig Geld: Kommt jemand auf Ihrer Baustelle zu Schaden und Sie tragen dafür die Verantwortung, deckt die Bauherrenhaftpflicht die Schadenersatzforderung ab.
Welche Arten von Pfusch am Bau treten regelmäßig auf?
In den meisten Fällen kann Pfusch am Bau durch den Laien während der Bauphase bereits erkannt werden. In den meisten Fällen sind es kleinere Mängel, die während des laufenden Betriebes behoben werden können. Dazu gehören üblicherweise:
- mangelhafte Dacheindeckung
- Feuchtigkeit durch unzureichende Bautrocknung führt zu Schimmelbildung
- Abluftleitungen sind gequetscht verlegt
- Undichtigkeiten an Fenstern und Türen
- fehlerhafte Elektro- und Rohrinstallationen
- ungenau verlegte Bodenbeläge
- Schäden an Nachbarhäusern
Bei welchen Bauabschnitten kommt es am häufigsten zu Pfusch am Bau?
Pfusch am Bau oder auch ein Baummangel ist bereits dann gegeben, wenn eine Leistung nicht wie vertraglich vereinbart erbracht wird. Wenn keine Leistungsbeschreibung vorliegt, besteht immer noch die Möglichkeit, dass ein Sachmangel vorliegt. Dieser Sachmangel führt dazu, dass das Wohnhaus nicht für die vertraglich vereinbarte Nutzung verwendet werden kann.
Beispiel: Weil der Bauherr keine konkrete Fliesengröße festgelegt, verlegt der Fliesenleger die gewünschten weißen Fliesen im Bad in der für ihn geeigneten Größe. In diesem Fall liegt noch kein Pfusch am Bau vor. Erst wenn die Fliesen so verlegt sind, dass die Fugen unterschiedlich breit sind oder die Fliesen unterschiedlich hoch liegen, ist ein Baumangel gegeben.
Diese Baumängel treten am häufigsten auf:
- Risse im Mauerwerk oder im Putz: Eine häufige Fehlerquelle, da Beschaffenheit der verwendeten Materialien, Untergrund des Hauses oder die Verarbeitung von Mauerwerk, Putz oder Wärmeverbundsysteme zu Rissen führen können. Wasser kann in die Fassade eindringen und zu Schimmel oder bei Frost zu Abplatzungen führen.
- Fenster und Türen: Werden diese nicht passgenau eingesetzt oder Dichtungen sind verunreinigt, können Feuchtigkeit, Kälte oder Hitze zum Problem werden. Durch Feuchtigkeit bildet sich Schimmel und ungewünschtes Eindringen von Kälte führt zu höheren Energiekosten.
- Ungenügende Lüftung des Rohbaus: Um Zeit zu sparen, verarbeiten Handwerker den Innenputz auch gerne mal dann, wenn Fenster und Türen bereits eingebaut und keine ausreichende Lüftung mehr gegeben ist. Eine vernünftige Trocknung des Rohbaus ist also nicht mehr möglich und es kommt bei Bezug relativ schnell zu Schimmelbefall.
- Keller: Beim Bau des Kellers wird die sogenannte „weiße Wanne“ gesetzt. Dabei handelt es sich um eine Stahlbetonwanne, die wasserundurchlässig ist. Durch mangelhafte Verfugung oder einen undichten Anschluss zur Sohle, also zur Bodenplatte, können Feuchtigkeitsschäden auftreten.
- Dampfsperre: Die Dämmung von Wohnhäusern ist mit einer dicken Folienschicht vom Innenraum getrennt. Damit wird vermieden, dass beim Aufeinandertreffen von kalter Außen- mit warmer Innenluft Feuchtigkeit entsteht und in die Dämmung gelangt. Ist die Folie nicht sauber angebracht, dann bildet sich irgendwann Schimmel in der Dämmung.
- Holzbalken: Diese kommen am häufigsten beim Dachboden zum Einsatz. Risse bilden sich dann, wenn das Holz nicht ausreichend getrocknet ist und die Trocknung während der Bauphase geschieht. Dadurch zieht sich das Holz zusammen und Risse entstehen. Vor allem im Bereich von Schrauben oder Nägeln kann das die Tragfähigkeit beeinträchtigen.
- Estrich: Beim Gießen des Estrichs müssen die Handwerker genau darauf achten, wo sie Dehnungsfugen setzen. Ansonsten kommt es zu Spannungsrissen.
- Lüftungsanlage: Aufgrund energetischer Auflagen sind moderne Häuser so abgedichtet, dass eine Be- und Entlüftung außer über die Fenster nur noch über ein Lüftungsanlage erfolgen kann. Ist diese Lüftungsanlage undicht, führt das zur Schimmelbildung im Gebäude.
- Heizungsanlage: Moderne Heizungsanlagen werden passgenau für das Gebäude programmiert, um Energie zu sparen. Ist das nicht der Fall, führt das zu höheren Energiekosten und sogar zu einer falschen Wärmeverteilung.
- Innenausbau: Hier fallen Mängel am schnellste auf, da davon Bodenbeläge oder Wandverkleidungen betroffen sind. Hier steht vor allem der optische Aspekt im Vordergrund, da schief verlegtes Laminat oder unsaubere Malerarbeiten den Gesamteindruck nachhaltig stören.
Wie können Sie das Risiko von Pfusch am Bau senken?
Pfusch am Bau kann im Nachgang sehr teuer werden. Selbst abseits der Baustelle können Probleme auftreten, etwa wenn das Architekturbüro unsauber arbeitet. Daher ist es wichtig, dass Sie sich in erster Linie an qualifizierte Handwerksbetriebe oder Bauträger wenden:
- Fachbetriebe müssen in der Handwerkskammer eingetragen sein. Darüber hinaus verfügen diese Betriebe über ausreichend Qualifikationen und Erfahrung.
- Sofern Sie einzelne Gewerke selbst beauftragen, lassen Sie sich unbedingt deren Qualifikation nachweisen.
- Führen Sie auf der Baustelle regelmäßig Kontrollen durch, notfalls auch mit einem fachkundigen Baubegleiter.
Der letzte Schritt vor dem Einzug ist die Bauabnahme
Bei der Bauabnahme werden abschließend alle Handwerkarbeiten begutachtet. Bis zum Zeitpunkt der Bauabnahme haften die Handwerker für mögliche Schäden. Diese müssen also bis dahin beweisen, dass der Bau mangelfrei erstellt wurde. Erfolgt nun die Bauabnahme, geht die Beweislast auf Sie als Bauherr über. Pfusch am Bau zu beweisen, ist dann Ihre Sache. Deshalb ist es empfehlenswert, die Bauabnahme durch Fachleute durchführen zu lassen. Als Laie erkennen Sie nicht alle Mängel, die womöglich auftreten können.
Sie müssen, sofern Fehler oder Beschädigungen auftreten, diese dokumentieren und auf Nachbesserung bestehen. Sofern die Mankos nicht so gravierend sind, dürfen Sie Ihr Haus dennoch beziehen. Wichtig ist aber, dass die Mängel dokumentiert wurden. Beziehen Sie Ihr Haus ohne Reklamation von Baumängeln, kann das als stillschweigende Bauabnahme gewertet werden und Sie sind nun in der Beweispflicht, falls zu einem späteren Zeitpunkt noch Probleme auftreten.
Durch Pfusch am Bau kann es passieren, dass irgendwann ein Wohnhaus nicht mehr nutzbar ist, etwa durch Schimmelbildung oder Einsturzgefahr. Nehmen Sie sich also immer die Zeit, regelmäßig Ihr Bauvorhaben zu kontrollieren. Sparen Sie dabei nicht an der Unterstützung durch Fachleute, denn sonst kann es am anderen Ende, also nach Bezug, richtig teuer werden.